Artikel in der WP und WR unter der Rubrik: Tierisch gut

Thieringhausen. Sie ist dunkelbraun, mit einem weißen Stern auf der Stirn, hat ein liebenswürdiges Wesen, freundliche Augen und mag Rübenschnitzel mit Maiscobs.

Die Stute Sabrina, mit 32 Jahren eine sehr betagte Dame, gehört den Zwillingen Sandra und Katrin Hohleweg (30), die im beschaulichen Thieringhausen genau das leben, wovon kleine und große Mädchen träumen.

„Mit Sabrina fing alles an”, erzählen die pferdeverrückten Zwillinge, die Sabrina als Pflegepferd im Stall gegenüber dem Elternhaus in Thieringhausen kennenlernten. Als die Besitzerin die Stute nicht mehr halten konnte, machten Katrin und Sandra Hohleweg ihren Traum wahr und kauften das Pferd. Da waren sie 15 Jahre. Aber ein Pferd braucht nicht nur gute Pflege und Aufmerksamkeit, sondern auch artgenössische Gesellschaft. Die kam ein halbes Jahr später in Gestalt von „Lucero”, ein stolzer andalusischer Hengst reiner spanischer Rasse.

"offener Stall"

Heute haben die Zwillinge etwas abseits vom Dorfgeschehen ihren eigenen offenen Stall „Unter den Eichen” mit Platz für sechs Pferde, großzügigem Außengelände, Reitplatz und Paddock. Mit Sabrina und Lucero leben dort die andalusische Schimmelstute „Milana”, das Welsh-Pony „Lady”, die westfälische Stute „Boa”, die einen der zwei Einstellplätze zur Miete bewohnt, und die fidelen Ziegenböcke „Pepe” und „Paule”. Die Tiere sind ganzjährig draußen, haben viel frische Luft, Licht und Bewegung, sind dadurch ausgeglichen und scheufrei. Mit zur Familie gehören noch die drei Hündinnen „Halla”, „Amelia” und „Amy” sowie zwei Katzen.

Viel in Bewegung sind natürlich auch die jungen Frauen. Neben ihren Berufen als Industriekauffrau und Erzieherin haben sie jede Menge zu tun. Misten, einstreuen, striegeln, putzen, Hufe reinigen, füttern und reiten bestimmen den Tagesablauf an sieben Tagen der Woche. Dazu die Arbeiten am Stall und an den Zäunen auf dem Außengelände und den Wiesen. Bauen, streichen, renovieren, reparieren, lang ist die Liste der anstehenden Arbeiten.

Stall selbst gebaut

Den Stall haben die vielseitigen Frauen vor einigen Jahren selber gebaut. Ohne schweres Gerät - die Balken wurden mit einem Flaschenzug hoch gezogen und mit nackten Füßen standen sie im Beton - und mit Hilfe von Papa und vielen hilfsbreiten Freunden. Die Stalleinweihung bleibt unvergessen. Fackeln standen am Wegesrand von der Straße bis zum Stall und es wurde eine lange Nacht.

Durch ihre Arbeit als Erzieherin im Kindergarten hat Sandra Hohleweg viel Kontakt zu kleinen Pferdenarren. Und so kommen die Kinder immer wieder gerne, um zu reiten, einen Tag wie im wilden Westen zu leben, eine Nacht im Heu zu schlafen und mit der Natur und den Tieren ein paar Stunden zu verbringen, in denen sie viel lernen und noch mehr erleben.

Angst vorm Pferdemetzger

„Man muss schon hundertprozentig hinter dieser Art zu leben stehen. Auch unsere Männer müssen helfen. Ob sie wollen oder nicht. Es gibt Dinge, die wir nicht können”, weiß Katrin Hohleweg. Die Pferdenärrinnen, die sich ein Leben ohne ihre Tiere nicht vorstellen können, sind sich einig: „Die Arbeit ist manchmal hart, aber wir genießen jeden Tag.”

Ein schreckliches Erlebnis in ihrer Kindheit ist ihnen bis heute gegenwärtig. Bevor Sabrina kam, stand im Stall gegenüber ihrem Elternhaus ein Pferd namens „Arien”, das die Mädchen täglich besuchten. Eines Tages fuhr der Rossmetzger vor. „Wir haben unendlich viele Tränen vergossen. Und wir wollten nie wieder in den Stall”, erinnert sich Sandra Hohleweg. Das Ereignis war prägend. Die Stute „Milana” wurde aus schlechter Haltung übernommen, die Hündin „Halla” stammt aus Bulgarien, „Amelia” ist eine türkische Straßenhündin und Adoptivziege „Pepe” hat lange gebraucht, ihre traurige Vergangenheit zu überwinden. So richtig komplett fühlt sich die multikulturelle Großfamilie Hohleweg allerdings noch nicht. Denn Sandra träumt von einem Esel.